Das Schloss von Otranto by Horace Walpole

Das Schloss von Otranto by Horace Walpole

Autor:Horace Walpole [Walpole, Horace]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-06T05:00:00+00:00


Vierter Abschnitt

Sobald der kummervolle Zug in die Burg trat, gingen ihm Hippolite und Matilde entgegen, die Isabelle, durch einen vorausgesandten Bedienten, von ihrer Ankunft benachrichtigt hatte. Die Damen ließen Friedrich in das nächste Zimmer tragen, und begaben sich weg, während die Wundärzte seine Wunden untersuchten. Matilde erröthete, Isabellen und Theodoren bey einander zu sehn: doch suchte sie es zu verbergen, indem sie jene umarmte, und ihr Beyleid an dem Unfall ihres Vaters bezeugte. Bald berichteten die Aerzte der Fürstin, von des Markgrafen Wunden sey keine gefährlich; auch wünsche er seine Tochter und die Prinzessinnen zu sehn. Theodor konnte dem innern Triebe, Matilden zu folgen, nicht widerstehn, und gab vor, er müsse seine Freude an den Tag legen, daß er nicht länger besorgen dürfe, Friedrichen im Zweykampf erlegt zu haben. Aber Matildens Augen senkten sich so oft, wenn sie den seinigen begegneten, daß Isabelle, die ihn eben so aufmerksam beobachtete, als er Matilden anstarrte, bald errieth, wer der Gegenstand seiner Neigung sey, dessen er in der Höhle gegen sie erwähnte. – Während dieses stummen Auftrittes, fragte Hippolite den Markgrafen: warum er diesen geheimnißvollen Weg eingeschlagen sey, seine Tochter zurückzufordern? und streute bey der Gelegenheit verschiedene Gründe ein, die ihren Gemahl entschuldigen sollten, daß er eine Eheverbindung zwischen ihren beyderseitigen Kindern gesucht habe. Friedrich war wohl wider Manfred aufgebracht, aber darum nicht unempfindlich gegen Hippolitens Höflichkeit und Wohlwollen. Mehr noch rührte ihn Matildens liebliche Gestalt. Weil er sie an seinem Lager zu verweilen wünschte, berichtete er Hippoliten seine Geschichte. Er war, so erzählte er, bey den Ungläubigen gefangen, als ihm träumte, seine Tochter, von der er seit seiner Gefangennehmung nichts erfahren hatte, sey in eine Burg gesperrt, wo sie das allerschrecklichste Unglück bedrohe: und würde er in Freyheit gesetzt, so solle er sich in einen Wald neben Joppe begeben, dort werde ihm mehr offenbart. Der Traum beunruhigte ihn, er konnte der Anweisung, die er ihm gab, nicht gehorchen, seine Ketten drückten ihn schwerer als zuvor. Indem er aber hin und her überlegte, wie er es anstellen müsse, seine Freiheit zu erlangen, erhielt er die angenehme Nachricht, daß die verbündeten, in Palästina kriegführenden Fürsten, sein Lösegeld bezahlt hätten. Sogleich brach er auf zu dem Walde, welchen sein Traum bezeichnet hatte. Zwey Tage lang wanderten er und seine Gefährten durch den Forst, ohne eine menschliche Gestalt zu entdecken. Am Abend des dritten kamen sie zu einer Zelle, wo sie einen ehrwürdigen Einsiedler mit dem Tode ringend fanden. Durch die Hülfe köstlicher Herzstärkungen, gaben sie dem heiligen Manne die Sprache wieder. Kinder, sprach er, ich dank' euch um eurer Barmherzigkeit willen. Aber sie kann mir nicht helfen. Ich gehe in die ewige Ruhe. Ich sterbe zufrieden, da ich den Willen des Himmels erfülle. Als ich mich zuerst in diese Einsamkeit begab, da ich mein Vaterland eine Beute der Ungläubigen sah – seit ich dieses fürchterlichen Auftrittes Zeuge ward, sind leider funfzig Jahr verflossen – erschien mir, der heilige Niklas, ein Geheimniß zu offenbaren, das er, vor meinem Todeskampfe, keinem sterblichen Manne zu entdecken gebot. Dies



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.